BIM to Field - am Beispiel Leuthard
Peter Rahm in "dieBaustelle" 01/2018:
Effizienz auf dem Bauplatz: BIM bringt den Drive
Die wachsende Unternehmensgruppe mit rund 250 Mitarbeitenden zählt zu den Vorreitern, wenn es um die Verwendung digitaler Daten aus BIM-Modellen auf der Baustelle geht. Die eigens entwickelte Software, iPad für alle Poliere und ein interdisziplinäres Ausbildungsprogramm lassen selbst den CEO staunen: "Diese Entwicklung hat unglaublichen Speed!"
Die heutigen Voraussetzungen für die Bauunternehmer in der Realisierung eines Bauprojekts sind vielfach alles andere als ideal: Keine oder zu kurze Vorlaufzeiten, Ausführungsunterlagen kommen zu spät, ständige Änderungen, keine Zusammenarbeit unter allen daran Beteiligten. Mit der Digitalisierung und dem BIM (Building Information Modeling) als deren Grundbaustein eröffnen sich der Schweizer Bauwirtschaft ganz neue Möglichkeiten und Chancen. Auch für eine Effizienzsteigerung.
Digital mit Effizienz
Dieter Greber, CEO bei der Leuthard Gruppe aus Merenschwand, ist zu einem begehrten Referenten geworden. Der Grund dafür? Die wachsende Unternehmensgruppe mit rund 250 Mitarbeitenden in den verschiedenen Bauabteilungen zählt zu den Vorreitern, wenn es um die Verwendung von digitalen Daten aus BIM-Modellen auf der Baustelle geht. «Zwei ausschlaggebende Faktoren haben uns auf diesen zukunftsweisenden Weg gebracht: Die zufälligen Kontakte zu entsprechenden Software-Entwicklern und die Umsetzung von Eigenprojekten, bei welchen wir als Generalunternehmer agieren», berichtet Dieter Greber.
Diese Eigenprojekte nutzte das Unternehmen um sich BIM-tauglich zu machen. „Rückblickend betrachtet war das gewählte Projekt zeitlich etwas zu früh und in seiner Art zu komplex; das würden wir heute besser machen“, lautet die kritische Eigenbetrachtung des CEO über den Start vor über zweieinhalb Jahren. Treiber von BIM sind aus seiner Sicht die Generalunternehmer; dazu macht Dieter Greber folgende Einschätzung: «Wer heute noch nicht auf den Zug aufgesprungen ist, muss Gas geben!» Damit meint er nicht nur die Planer, sondern auch die Bauunternehmer.
BIM-to-Field
Bei Leuthard heisst dieser Prozess BIM-to-Field; damit soll die Produktivität auf der Baustelle gesteigert werden. «Wie Statistiken zeigen, ist die Arbeitsproduktivität im Baugewerbe seit rund 20 Jahren nicht mehr gestiegen und auch die Ertragslage ist höchst unbefriedigend», gibt Dieter Greber zu bedenken. Laut seinen Erfahrungen lassen sich heute dank der frühzeitigen und weitgehend fehlerfreien Planung mit BIM bis zu 15 Prozent bei den Baukosten einsparen. Was BIM-to-Field konkret bedeutet, erklärt Roman Stalder am Beispiel Vermessung. Er ist Geschäftsführer bei Leuthard und Leiter Tief- und Strassenbau: «Wir nutzen die digitalen Daten in Vermessungssystemen oder Maschinensteuerungen, was den Vermessungs- und Absteckungsaufwand massiv reduziert.» Erfolgreich eingeführt wurde auch das Dokumentenmanagement. «Zu Beginn waren wir sehr skeptisch, heute würden wir es nicht mehr hergeben», lautet dazu seine Aussage. Das zentrale Datenmanagement ist in einer Cloud der Anwendung «Trimble Connect» abgelegt und so rund um die Uhr und unabhängig vom Standort zugänglich. Den Support von Büro und Baustelle in allen Bereichen um die digitalen Entwicklungen nimmt das technische Büro mit vier Mitarbeitern wahr: Es ist zum Beispiel verantwortlich für das Aufbereiten der digitalen Daten für die Vermessung und Maschinensteuerungen oder wertet verschiedenste Daten für einen Soll-Ist-Vergleich aus. Drohnen und auf Baukrane installierte 3D-Kameras liefern Orthofotos und Punktwolken zur Dokumentation der Arbeiten und für den Vergleich zwischen Planung und Bauausführung.
Terminplanung mit dem 3D-Modell
Das 3D-Modell soll bei Leuthard aber auch zur Terminplanung (BIM in der vierten Dimension) genutzt werden. So kann heute zum Beispiel der Lieferant der Bewehrung die Lieferung anhand der ihm überlieferten Daten automatisch zusammenstellen und termingerecht auf die Baustelle liefern: „Auch in diesem Bereich eröffnen sich noch viele Möglichkeiten“, wie Roman Stalder mit folgenden Beispielen veranschaulicht: «Nächste Ziele sind im Hochbau die Schalungs- und Betonierplanung, im Tief- und Strassenbau der Belagseinbau.» Diese Aussagen ergänzt Dieter Greber mit folgenden Worten: «Ziel wäre es, den Ablauf im 3D-Modell darzustellen und in einem Video-Clip abzuspielen». Ein selber entwickeltes Softwareprogramm bietet für alle aufgezählten Ziele die dafür notwendigen Voraussetzungen. Die Poliere sind alle mit einem iPad versorgt, über welches sie alle Tätigkeiten wie Rapportierung, Bestellungen, Ausmass und Weiteres erledigen können. Vieles lässt sich über eine App direkt aufrufen. An regelmässigen Kaderanlässen tauscht man sich untereinander aus und diskutiert über mögliche Weiterentwicklungen, aber auch über den Mehrwert der aktuellen Entwicklungen. Zentrales Instrument zur Weiterentwicklung ist im gesamten Unternehmen auch der kontinuierliche Verbesserungsprozess. Mit der Bezeichnung «LeuthardAkademie» hat das Unternehmen ein Ausbildungsprogramm lanciert, um eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interdisziplinär auszubilden. «Ziel ist, dass diese Personen lernen, untereinander effizient zusammenzuarbeiten, denn mit BIM wird das zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor«, erklärt Dieter Greber.
Angesprochen auf die nächsten Ziele, die das Unternehmen dank der digitalen Möglichkeiten erreichen will, zählt Roman Stalder folgende Schwerpunkte auf: «Die systembasierte Wochenplanung, das GPSFlottenmanagement und die Dispo-Auftragszustellung». Als Pilotprojekte sind ein lnfrastrukturprojekt vorgesehen und längerfristig die Augmented Reality, das heisst die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Zusammenfassend stellt Dieter Greber fest, dass die Digitalisierung viel schneller läuft als er je gedacht hätte und dass in ihrem Sog auch BIM viel schneller kommen wird: «Diese Entwicklung hat unglaublichen Speed.» Wichtig dabei sind aus seiner Sicht zwei Punkte: «Gute Datengrundlagen und eine durchgängige Datenbasis».
Beiträge der Leuthard-Gruppe anlässlich der Bautagung 2017 im Campus Sursee: