Die Schweiz BIMt noch nicht

Die Schweiz BIMt noch nicht 405501

Dr. Peter Staub, CEO von pom+ in "Baudienstleister 2018" (Beilage zu Die Baustellen):
 

Die Schweiz BIMt noch nicht

Alles spricht von Digitalisierung. Und alles spricht von BI. Wie aber steht es um die effektive Anwendung des "Building Information Modeling" im Schweizer Immobilien- und Baualltag? Eine Befragung des Beratungsunternehmens pom+Consulting AG zeigt Ernüchterndes.

Die Angabe ist bezeichnend: Mehr als die Hälfte der Befragten versteht BIM als Software oder als Integration von Datenbanken für Gebäudemodelle. Nach Jahren, in denen auch in der Schweizer Immobilienwirtschaft und Baubranche bereits von und über das «Building Information Modeling«

referiert, doziert und diskutiert wird, sorgen die drei Buchstaben nach wie vor für Miss­verständnisse und Verwirrungen. Damit ist schon einiges gesagt über die Etablierung von BIM im Schweizer Bau- und Immobilienalltag. Wer aber etwas detaillierter Bescheid wissen möchte, dem liefert eine Befragung, die das Beratungsunternehmen pom+ Consulting AG im Auftrag der Kammer unabhängiger Bauherrenberater KUB zu Einsatz und Akzeptanz von BIM in der Schweiz im vergangenen Sommer durchführte, interessante Einblicke. Die Ergebnisse der Befragung wurden Ende 2017 publiziert.

Die Erhebung der Daten erfolgte als Online-Umfrage. Diese fand von Juli bis September 2017 statt. 402 Personen aus der deutschsprachigen Schweiz nahmen während dieser Zeit teil. Zu knapp einem Drittel handelte es sich dabei um Architekten, Bauingenieure und Fachplaner. 20 Prozent der Antworten kamen von Bauherren, Bauherrenberatern oder -vertretern, 12 Pro­zent von Immobilienentwicklern. Aufgrund der Stichprobe schreibt pom+, die Umfrage bilde die Meinung der Immobilienwirtschaft der deutschsprachigen Schweiz gut ab und sei die hinsichtlich des Rücklaufs grösste Umfrage der Schweiz zum Thema BIM. Die Umfrage umfasste insgesamt 25 Fragen. Nicht alle Fragen wurden von allen Teilnehmenden beantwortet. Je nachdem, ob es sich bei einem Teilnehmenden um einen BIM-Anwender oder -Nicht-Anwender handelte, unterschieden sich die vorgelegten Fragen.

 

Zwei Drittel nutzen BIM nicht

Zur Differenzierung, ob ein Teilnehmer BIM anwendet oder nicht, zog das befragende Beratungsunternehmen folgende BIM-Definition bei: „Methodik, mit der die Qualität von Bauwerken mittels optimalen Prozessen, Entscheidungen und Daten über den gesamten Lebenszyklus sichergestellt wird. Grundlage ist ein integriertes Datenmodell. Kennzeichnend für BIM sind totale Transparenz, Offenheit und ein hohes Mass an Disziplin und Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten. Für die Visualisierung von BIM-Daten werden Modelle in unterschiedlichen Genauigkeitsstufen und Informationsgraden verwendet.“ Basierend auf dieser Definition gaben 64 Prozent der Befragten an, nicht mit BIM zu arbeiten. 36 Prozent bejahten die Frage.

 

Wie ticken die Nicht-User?

Von den 64 Prozent der Befragten planen 61 Prozent keine Pilotprojekte mit BIM. Gefragt nach den Gründen dafür, gaben 45 Prozent der Befragten an, das Umfeld sei noch nicht soweit. 37 Prozent erwähnen, sie hätten keine geeigneten Projekte dafür. Ebenfalls 37 Prozent geben fehlendes Know-how an, während 33 Prozent der Meinung sind, das Kosten-Nutzen­Verhältnis stimme nicht. 31 Prozent sind gar der Meinung, BIM sei ein grundsätzlich ungeeignetes Instrument.

Während eine deutliche Mehrheit der Nicht-User keine BIM-Pilotprojekte plant, will eine knappe Mehrheit (53%) der Nicht-User BIM in ihrer Organisation einführen. Ein Viertel von ihnen will das innert eines Jahres tun, 45 Prozent innert zweier Jahre, 31 Prozent innert drei Jahren. Mit 81 Prozent hat die grosse Mehrheit der heutigen Nicht-User vor, BIM über die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden einzuführen. 54 Prozent sehen den Einsatz externer BIM-Experten vor, 34 Prozent können sich hierzu einen Zusammenschluss mit Projektpartnern vorstellen. 11 Prozent wollen neue Mitarbeitende anstellen.

Die Motivation für eine BIM-Einführung liegt für 69 Prozent der Non-User in einer Steigerung der Effizienz. 65 Prozent gehen davon aus, dass die Einführung von BIM die Mehrwerte für die Kundschaft erhöht. 43 Prozent sehen Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder, während immerhin 35 Prozent den Aspekt der Risikominimierung entsprechend gewichten.

 

Wie arbeiten die BIM-User?

Die 36 Prozent der Befragten, die sich als BIM-Anwender deklarierten, wurden mit separaten Fragen zu Einsatz und Erfahrungen konfrontiert. 81 Prozent dieser Anwender gaben an, BIM hauptsächlich bei Neubauten einzusetzen. Derweil sind die Anteile bei Umbauten, Sanierungen, Bestandesbauten oder bei der Bewirtschaftung mit zwischen 3 und 6 Prozent klein. Hauptsächlich setzen die User BIM bei Gewerbeobjekten (71 Prozent), Wohnobjekten (54%) und in Objekten für das Gesundheitswesen (48%) ein - und dies umso wahrscheinlicher, je grösser das entsprechende Projekt ist. Nach Angaben der User nutzen sie BIM bei Projektgrössen bis zu 1 Million Franken nicht oder nur selten, jedoch nimmt der Einsatz mit ansteigender Projektgrösse zu. Bei Projektgrössen von über 50 Millionen Franken geben 43 Prozent der User an, immer mit BIM zu arbeiten.

 

Interessant sind die Antworten der User auf die Frage nach den Gründen für den BIM-Einsatz. 76 Prozent der Anwender geben an, dies aus eigenem Qualitäts- und lnnovationsanspruch zu tun. 60 Prozent versprechen sich eine Steigerung der Projektqualität, 53 Prozent eine Minimierung von Schnittstellenproblemen. Bei 42 Prozent der User spielen Vorgaben von Auftraggebern eine Rolle. Die befragten BIM-User geben überwiegend an, dass die Projektkosten durch den Einsatz von BIM gesunken (50%) oder gleich geblieben sind (43%). 19% der User gaben gar Senkungen von mehr als 20 Prozent an. Noch ausgeprägter als bei den Kosten sieht die Steigerung bei den Rückmeldung zum Einfluss von BIM auf die Projektdauer aus. Während 36 Prozent der User angeben, dass die Dauer gleich bleibt, stellen 60 Prozent der User eine Beschleunigung fest, die sie auf höhere Effizienz, besseres Projektverständnis aller Beteiligten, weniger Fehler auf der Baustelle usw. zurückführen.

 

Treiber und internationaler Stand

Eine Mehrheit von 60 Prozent der Befragter ist der Meinung, dass Bauherren, Bauherrenberater- und -Vertreter sowie Investoren, Eigentümer und Portfoliomanager die grössten Treiber zum Thema BIM in der Schweiz sind. Demgegenüber sehen nur 14 Prozent der Befragten die Architekten und Planer und nur 6 Prozent die Immobilienentwickler in dieser Rolle.

 

Mit der heute noch relativ bescheiden ausgeprägten BIM-Anwendung steht die Schweiz nicht alleine da. Die Befragung vom pom+ weist daraufhin, dass ein Blick über die Grenzen ein ganz ähnliches Bild offenbart. Die Verbreitung von BIM in Deutschland werde auf ca. 5 Prozent der Projekte geschätzt, während in Österreich bereits in 12 Prozent der Projekte auf BIM gesetzt werde. Bei Projekten über 5 Millio­nen Franken schätzt pom+ die Verwendung von BIM auf zwischen 5 und 10 Prozent.

 

Link zur Auswertung der Online-Umfrage "BIM in der Schweizer Immobilienwirtschaft - eine Situationsanalyse"

 

 

 

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