Eine Wohnung mit mobilen Wänden

Eine Wohnung mit mobilen Wänden 609413

Heinz Zürcher in Landbote/12er App:

Eine Wohnung mit mobilen Wänden 


Ein Grundriss, der sich jederzeit verändern lässt: Ist dies das Wohnen der Zukunft? ETH-Professorin Elli Mosayebi testet das neuartige Haus.

 

Auf 54 Quadratmetern kann es schnell einmal eng werden. Es sei denn, man wirft alle Möbel raus und baut Wände und Schränke ein, die sich jederzeit verschieben lassen. So wie im Holzbau, der derzeit auf dem Hönggerberg auf dem Dach eines ETH-Gebäudes steht.

 

Entworfen hat ihn Elli Mosayebi. Die Architekturprofessorin lädt zu einer Besichtigung ein und zeigt, wie man mit Räumen spielen kann. Sie dreht die Wand zur Seite, und schon öffnet sich der Blick in den Wohnraum und durch das grosse Fenster hinaus auf die Stadt und die Alpen. Spiegel lassen die kleine Wohnung geräumiger wirken. Und weil die Drehwand nicht bis zur Decke reicht, erweitert sich das Raumgefühl noch mehr.

 

Empfängt man Besuch und will den Schlafbereich verbergen, schiebt man die Wand einfach ein wenig weiter. Es klingelt an der Tür und auf der Spüle herrscht noch Chaos? Kein Problem. Mit dem Drehschrank lässt sich die Unordnung in der Küche im Nu verstecken. Man fühlt sich wie im Kartenhaus, das sich kinderleicht umbauen lässt – in einer Wohnung mit vielen Gesichtern.

 

Multifunktionales Podest

Performativ nennt Mosayebi diesen Raum, der sich individuell den Vorlieben des Bewohners anpasst. Bett und Sofa sucht man vergebens. Schlafmatratze und Sitzkissen liegen je auf einem Podest, unter dem sich Kleider und Hausrat verstauen lassen. Das Mobiliar beschränkt sich auf zwei Stühle und einen kleinen Tisch in der Küche. Der Esstisch im Wohnbereich wird an der Wand hochgeklappt. «Oft ist es gar nicht nötig, viele Möbel zu haben – und für das Lieblingsstück hat es auch hier drinnen noch Platz», sagt Mosayebi.

 

Um herauszufinden, wie solche Wohnformen im Alltag genutzt werden, hat sie das Projekt «vacancy – no vacancy» initiiert. Sie sucht Singles und Paare, die für jeweils eine Woche in der Modellwohnung auf dem Dach des ETH-Gebäudes einziehen. Der pinkfarbene Schriftzug «vacancy» verrät: Der Holzbau ist derzeit noch unbesetzt.

 

Miete zahlen die Testpersonen keine. Dafür sollen sie in einem Tagebuch ihre Erfahrungen festhalten. Sensoren registrieren, wie Wand und Schrank im Verlauf der Woche bewegt werden. Einziehen sollen nach Möglichkeit Probandinnen und Probanden aller Altersgruppen, von der 18-jährigen Studentin bis zum 90-jährigen Rentner.

 

Gehemmte Investoren

Das, womit Mosayebi experimentiert, ist eine mögliche Antwort auf die Veränderungen einer Gesellschaft, in der Lebensläufe und -formen individueller geworden sind. Immer mehr Menschen leben alleine – in Zürich sind es fast 50 Prozent. Und sie beanspruchen oft mehr Quadratmeter, als angesichts der knapper und teurer werdenden Flächen in den Städten nötig wären. «Die meisten leben in Wohnungen, die ursprünglich auf Familien ausgerichtet waren», sagt Mosayebi.

Mikroapartments und Tiny Houses sind zwar keine unbekannten Begriffe mehr. Doch setzen nur wenige Investoren auf solche Projekte. «Solange man mit den bestehenden Wohnformen noch genügend Rendite erzielt, besteht auch kein Druck, in neue Modelle zu investieren.»

 

Mit ihrem Konzept des performativen Raumes hat Elli Mosayebi nun aber private Partner gefunden, die bereit sind, die Idee der wandelbaren Grundrisse in einem konkreten Projekt zu realisieren. Das performative Haus soll bis 2022 in Zürich an zentraler Innenstadtlage entstehen. Im Neubau an der Stampfenbachstrasse sind 30 Wohnungen mit flexiblen Grundrissen geplant, die Flächen zwischen 25 und 55 Quadratmeter klein.

 

Wie beim Autobau

Die Erkenntnisse des ETH-Testmodells fliessen in das Bauvorhaben. Das Vorgehen ist unüblich, für Mosayebi aber naheliegend. «Bevor Autos serienmässig gebaut werden, testet man sie ja auch an Prototypen.»

Im September sollen die ersten Probandinnen und Probanden im Modellbau einziehen. Das wird am pinkfarbenen Schriftzug zu erkennen sein – nur dass dann «no vacancy» über dem Campus leuchtet.

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