Hochhäuser aus Holz

Prof. Dr. Markus Schmidiger,  Hochschule Luzern, in der LZ vom 19. August 2017:

 

Hochhäuser aus Holz

 

Nachdem der Rohstoff Holz in der Bauindustrie fast in Vergessenheit geraten war, hat er in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz entstehen heute zirka 15 Prozent der Neubauten aus Holz. Dabei handelt es sich allerdings primär um Ein- und Zweifamilienhäuser. Rund 500 Mehrfamilienhäuser werden in der Schweiz pro Jahr mit Holz gebaut.

 

Holzhochhäuser wurden bis vor kurzem kaum gebaut. Die Brandschutzvorschriften in der Schweiz und anderen europäischen Ländern haben die Höhe von Holzhäusern begrenzt. In der Schweiz sind seit rund zehn Jahren reine Holzhäuser bis zu sechs Stockwerken möglich. Mittlerweile ist klar, dass Stützen aus Holz einem Brand länger standhalten als Stahl. Holz ist zwar schneller entzündbar, allerdings können verkohlte Balken noch halten, wenn Stahl schon längst geschmolzen wäre.

 

Seit einigen Jahren ist Holz damit weltweit eine Option für Hochhäuser geworden. In Melbourne wurde 2012 ein 32 Meter hoher Wohnbau eröffnet, in Norwegen 2014 einer mit 49 Metern Höhe. In Wien ist zurzeit ein Holzhochhaus mit 24 Stockwerken und 84 Metern Höhe in Bau, in London sogar eines mit 300 Metern Höhe in Planung, in Rotkreuz entsteht mit einem zehngeschossigen Bürobau zurzeit das erste Holzhochhaus der Schweiz.

 

Damit diese Höhen erreicht werden können, werden die Häuser meist nicht als reine Holzkonstruktionen, sondern in Hybridbauweise gebaut. Ein Stahlbetonkern sorgt häufig für die erforderliche Steifigkeit. Nichtsdestotrotz besteht das Wiener Hochhaus ab dem Erdgeschoss zu rund 75 Prozent aus Holz. Auch die Holzprodukte selbst werden immer stärker.

 

Kleine Holzstücke können kreuzweise geschichtet mit feuerfestem Leim zu sehr stabilen Platten verklebt werden. Neu gewinnt der Baustoff Bambus an Bedeutung: Bambus wächst fünfmal schneller als Holz und hat ähnliche mechanische Eigenschaften. Mit Bambus verklebte Platten und Balken sind sogar noch stärker als solche aus Holz.

 

Beim Holzbau können Bauzeiten massiv verkürzt werden. Einzelne Elemente werden unter geschützten Bedingungen in der Werkstatt teilweise hoch automatisiert gefertigt. Mit CNC-Maschinen und Robotern lassen sich digital geplante Elemente direkt und einfach umsetzen, was auch ausgefallene Formen möglich macht. Damit können sowohl die Qualität als auch die Kosten optimiert werden. Auf der Baustelle werden die einzelnen Elemente dann nur noch zusammengesetzt. Die Zeit auf der Baustelle wird massiv verkürzt. Preislich sind Holzhäuser in der Schweiz zwar noch etwa 10 Prozent teurer als konventionell gebaute Immobilien, international sind aufgrund grösserer Automatisierung aber bereits Preisvorteile von 10 bis 20 Prozent beobachtbar.

 

Holz ist ein natür1ich nachwachsender Rohstoff: ein ökologischer Vorteil gegenüber den meisten anderen Baustoffen. Zurzeit wird lediglich etwa die Hälfte des in der Schweiz wachsenden Holzes genutzt, so dass noch grosses Potenzial vorhanden ist. Die Verarbeitung von Holz wirkt sich positiv auf die CO2-Bilanz aus, Abfall fällt fast keiner an. Die Dämmeigenschaften sind bei entsprechender Konstruktion mindestens gleich gut wie bei konventioneller Bauweise.

 

Interessanterweise wirkt sich Holz auch positiv auf die Bewohner aus. Mit seiner Fähigkeit, zu atmen, Feuchtigkeit aufzunehmen und abzugeben, sorgt es für ein natürlich reguliertes Raumklima. Es ist sinnlich, lebendig und warm. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Aufenthalt in Holzräumen zu einer natürlichen Stressregulierung führt und die Gesundheit fördert: Die Herzfrequenz reduziert sich, die Vitalfunktionen werden gestärkt. Sowohl bessere Schlafqualität als auch höhere Aufmerksamkeit von Schülern in Holzhäusern bzw. mit Vollholzmöbeln können nachgewiesen werden.

 

Wenn man das Holz intelligent einsetzt, kann es ähnlich viel leisten wie Stahlbeton. Zudem ist es extrem langlebig. Der zum Unesco-Weltkulturerbe zählende japanische Horyu-ji-Tempel etwa hat in den 1400 Jahren seines Bestehens nicht nur Wind und Wetter getrotzt, sondern auch mehrere Erdbeben erfolgreich überstanden. Auch bei uns stehen noch viele Jahrhunderte alte Holzbrücken und Holzhäuser.

 

Leichter, billiger, nachhaltiger: Holz könnte tatsächlich der Baustoff der Zukunft sein. Trotzdem ist das Potenzial begrenzt. Holz wächst nur langsam nach. Bei einer Abrodung von Wäldern wäre der Grenznutzen schnell negativ. In der Schweiz ist mit einheimischen Ressourcen eine Steigerung auf einen Marktanteil von 25 bis 30 Prozent am Neubauvolumen denkbar. Der Holzbau wird somit eher ein Nischenprodukt bleiben, allerdings ein in jeder Beziehung nachhaltiges.

 

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