Holzhochhäuser

Holzhochhäuser 325984

UnternehmerZeitung Nr. 4/2017:

Schweden setzt auf Holz

SCHWEDENHÜTTEN Das waldreiche Schweden gehört zu den Pionieren im Bau von Holzhochhäusern. Das Material bietet erhebliche wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Auch Brand- und Lärmschutz lassen sich sehen. So zeigen auch Deutschland und China grosses Interesse.

 

Hochhaus und Holzhaus - diese Begriffe scheinen sich zu wider­sprechen. Das eine ist kalt und aus festem Beton mit Stahlträgern. Das andere atmet knarrend, aber gemütlich in idyllischer Landschaft - so die Vorstellung. Doch inzwischen widerlegen immer mehr Architekten weltweit diesen Widerspruch. Gerade im über die Hälfte mit Bäumen bedeckten Schweden hat man sich besonders frühzeitig auf die umfassende Holzbautradition des Landes zurückbeson­nen, auf die Touristen vor allem in Form der dunkelroten Schwedenhütten stossen.

 

DEUTSCHE UND CHINESEN ZEIGEN INTERESSE

Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts wurde in Schwedens reicher Haupt­stadt in Mammutprojekten fast alle damals als ärmlich und unmodern angesehenen Holzhäuser abgerissen und mit ästhetisch umstrittenen Betonklötzen ersetzt. Doch die Wohnungsbaugesellschaft Folkhem setzt nun wieder auf Holz. Und das aus­schliesslich. «Hier liegt die Zukunft im Bau, wirtschaftlich und ökologisch. In Schweden wird der klimaschädliche Betonbau in spä­testens 15 Jahren gesetzlich eingeschränkt werden», gibt sich Folkhem-Vertriebsleiterin Sandra Frank überzeugt.

2013 und 2014 hat Folkhem im Stock­holmer Aussenbezirk Sundbyberg mit 13 Stockwerken die bislang weltweit höchsten klimaverträglichen Hochhäuser der Welt errichtet, die nahezu vollständig aus Holz gezimmert wurden. Das Gerüst der beiden Häuser, die Fahrstuhlschächte, die Treppen, das Dach - alles ist aus Holz. «In anderen Ländern werden inzwischen auch höhere Holzhochhäuser errichtet, aber die nutzen oft Mischformen mit Beton», so Frank. Die leuchtende Fassade aus Holztäfelchen ist in der Mittagssonne hübsch anzusehen, und es riecht auch noch in der Umgebung der Hochhäuser in Sundbyberg nach Holz. Waldurlaubsgefühle werden wach. «Über1500 Delegationen aus aller Welt waren schon da», erzählt Frank stolz. Vor allem aus dem deutschsprachigen Raum und China, wo ständig neue Grossstädte aus dem Boden gestampft werden müssen, kämen Interes­senten. Folkhem will in den kommenden Jahren weitere Holzhäuser in Stockholm bauen, eines unter dem Namen Cederhusen mit 13, das zweite mit 20 Stockwerken.

 

HOLZBAU HAT WIRTSCHAFTLICHE VORTEILE

Die wirtschaftlichen Vorteile sind laut Frank gross. Nach dem IKEA-Prinzip wer­den in einer Fabrik im kostengünstigen und waldreichen Nordschweden die Einzel­module des Hauses komplett fertiggebaut und dann mit Lastwagen nach Stockholm gefahren. Holz ist leicht. Das erspart auch die Errichtung von kostspieliger und zeit­aufwendiger Fertigungsinfrastruktur am Bauplatz. «Wir haben eine Fabrik, wo schon alle Anlagen optimiert sind und permanent stehen, um die Holzhochhäuser schnell zu produzieren. Das schafft auch bessere und sicherere Arbeitsplatzbedingungen». Am Bauort kommt es zu weniger Beeinträchti­gungen. Für eines der Häuser in Sundbyberg brauchte Folkhem nur sieben Monate. «Ein solcher Bau mit herkömmlichen Baumate­rialien dauert knapp zwei Jahre», erklärt Frank. Das im Hausbau bis zum Wohnungs­verkauf gebundene Kapital ist schneller wieder frei. Zudem schafft die Bauweise Arbeit im strukturschwachen Nordschwe­den und umschifft den Baufachkräftemangel in Stockholm.

Auch die ökologischen Aspekte überzeu­gen. «Der für Beton benötigte Zement setzt bei seiner Produktion 5.2 Prozent des welt­weiten CO2-Ausstosses frei. Der Flugver­kehr liegt bei 2.3 Prozent. Beton ist höchst klimaschädlich. Holz reduziert CO2 wenn es wächst», sagt Frank. In Schweden gibt es heute mehr Wald als vor 100 Jahren. Damals wurde aus wirtschaftlichen Gründen gesetzlich festgelegt, dass für jeden gefäll­ten Baum ein neuer gepflanzt werden muss. «Seit langem werden für jeden gefällten Baum sogar drei bis vier neue Bäume angepflanzt», betont Frank. Der Rohstoff für den Hausbau wächst also schnell nach. Kalk, Grundbestandteil von Beton, ist dahingegen in Jahrtausenden entstanden und ist auch aufwendiger zu fördern.

BRANDSCHUTZ IST KEIN PROBLEM

Auch der Brandschutz, der in vielen Län­dern als Totschlagargument für Holzhoch­häuser gilt, funktioniere gut, so Frank. Das gepresste und damit kaum anfeuernde Sauerstoffporen beinhaltende Holz brenne nicht schneller als herkömmliche Bauma­terialien. Auch sei es weniger gefährlich, weil keine Stahlgerüste einstürzen, wenn es zu einem Totalbrand kommt. «Die Feuer­wehr war bei uns, und hat gesagt, dass sie lieber in einem Holz- als in einem Beton­haus löscht», erzählt Frank. Auch der Lärm­schutz sei in Holzhäusern nicht schlechter. «Das Holz dämpft Lärm anders als Beton. Die Frequenz ist eine weichere. Viele unse­rer Bewohner in Sundbyberg schwärmen davon, dass es dort so ruhig sei», sagt sie.

Betonbauten seien eigentlich gar nicht konventionell. «Man muss sich daran erin­nern, dass die Menschheit seit Ewigkeiten mit Holz baut und erst seit rund 80 Jahren mit Beton», betont Frank. «Ironischerweise besteht an den Architekturschulen dennoch heute grosser Kenntnismangel bezüglich Holzbau, weil Beton in den letzten Jahr­zehnten dominiert hat.»

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